Altwege in Südostbayern

Mit der Erkundung der Römerstraßen in Südostbayern
haben die ehrenamtlichen Altstraßenforscher
Walter Mayer von Obing, Meinrad Schroll von Mühldorf,
Alexander Schmidt von Amerang und Wolfgang Klautzsch von Amerang
unter dem Studium von historischem Kartenmaterial
und den Datierungen nach K. Schwarz:
"Archaeologisch-Topographische Studien zur Geschichte Frühmittelalterlicher Fernwege und Ackerfluren",
Kallmünz 1989
auch die anderen Altstraßen erforscht.

Aus der Festschrift 1999:
WEG-GESCHICHTE IM "OBINGGAU"
von Ortsheimatpfleger Walter Mayer

Unsere Gegend ist seit mehreren tausend Jahren Kulturland, aber von unseren Vorfahren immer in Einklang mit der Natur gestaltet und entwickelt, nicht gegen sie. Und so ist der Menschenschlag im "Obinggau", wie er zur Zeit König Tassilos genannt wird, geprägt von der liebenswerten Landschaft zwischen Alz und Sur, Ischler Achen und Mörn.

Seit jeher sind die Bewohner von einer weltoffenen Bodenständigkeit. Wie der gesamte Chiemgau wurde auch der Obinggau den archäologischen Funden nach zwischen 3500 und 2000 v. Chr. besiedelt.
In der Hallstatt-Periode (1250-750 v. Chr.) nahm die Besiedlung kontinuierlich zu, wohl aufgrund einer erneuten Klimaverschiebung, so dass nun sogar in extremen Tieflagen, wie Flussauen und Seeinseln, gebaut werden konnte und sich die ersten Wege entwickelt haben.
In der Keltenzeit (ab 400 v. Chr.) gehörte das ganze Land östlich des Inns bis Niederösterreich, zu den Karawanken und zum Pustertal, bis etwa 50 n. Chr. zum wohlhabenden keltischen Ostalpenkönigreich Noricum. Mit den westlich anschließenden Keltenstämmen der Räter und Vindeliker bestanden rege Handelsbeziehungen.
An die 100 Jahre vor Christus wurden aber auch schon Handelsverträge und ein Nichtangriffspakt mit Rom geschlossen. Diese Abmachungen ermöglichten es den Norikern, auch nach der Besetzung Rätiens (15. v. Chr.) durch die Römer noch etwa 60 Jahre, zumindest formell selbständig zu bleiben.

Das erste Wege-Netz haben wir also den Norikern zu verdanken. . Erst dann gehörte auch in unserer Gegend alles Land dem römischen Kaiser. Die Römer konnten also bereits auf einige alte Handelsstraßen zurückgreifen. Funde aus der Römerzeit deuten darauf hin, dass eine größere Handelsstraße auch durch Obing verlaufen ist. Und die Meilenangaben aus der berühmten Peutingertafel sprechen sogar für die Verbindung Attel----Obing als Vorläuferin der Pfunzen-Bedaium-Straße. Obing ist zu dieser Zeit aufgrund seiner Lage also ein Ort von regionaler Bedeutung.

Nach dem Eindringen fremder Völker (seit 350 n. Chr.), dem endgültigen Rückzug der Römer (488 n. Chr.) blieben die einheimischen keltoromanischen Bauern zurück. Sie überstanden sogar die Völkerwanderung und die Hunnenzüge und spielten als "Walchen" (Sigewalchingen=Siboling, Willing), Bar- und Hiltischalken (Schalkham, Sachsenham) oder Sintmannen bei der Integration von Flüchtlingen und neuen Herren aus ostgotischen und langobardischen Stammessplittern im boierisch-bayuwarischen Stammland im 6. Jahrhundert eine wichtige Rolle.
Bei etwa 2 Grad wärmerem Jahresmittel als heute, begann nach rund 200 Jahren des Zusammenwachsens in Altbaiern, um 700 n. Chr. eine Rodungszeit. Aus dieser Periode stammen die meisten -ham-Orte, während die -ing-Orte in der Regel älter sind.

Bereits 1155-1158 wird der Obinger Markt erstmals erwähnt, was für seine zentrale Bedeutung in der Region spricht und den Handelsverkehr sicherlich weiter verstärkt hat. Ungefähr ab dem 14. Jahrhundert wurde das Klima wieder kälter und nässer, der eigene Weinbau hörte auf. Das Leben ging weiter, und wiederum nahm der Handel zu: Denn es wurde halt mehr Bier gesotten und die Klöster hatten schon Weinberge in der Wachau und in Südtirol. So flossen auf den Kirchtagen in Albertaich und Diepoldsberg Öster- und Etschwein eimerweise, es gab Lebzelten und Süßenbockmeth = Honiglikör. Man wusste sich zu helfen: Wenn der Wein nicht wächst, muss man ihn eben von wo anders holen.


Salz-Wege
  (in der Overlay hellblau)
Der Wert fremder Dinge und der Gewinn aus dem Handel bewirkte den ganzen Zeitraum hinweg ein Nachlassen des urtümlichen Beutetriebes und die allmähliche Entwicklung eines abgabenorientierten Transport- und Geleitrechtes.
Und so wurden aus den ursprünglichen Trampelpfaden
zwischen den wenigen längerzeitig brauchbaren Flussübergängen schnell feste Fußwege der Kraxentrager, Karawanen- und Saumwege
und schließlich Karrenstraßen.
Dabei sind die Salz-Wege sicherlich die ältesten, denn das Salz war und ist lebensnotwendig. Umgekehrt brauchten die Salzleute Getreide. Tauschgut und Rückfracht machten die Sache noch rentabler.
Sehr wichtig waren dabei seit frühester Zeit die Seen und Flüsse, die mit Einbäumen (2 wurden in Prien gefunden) und Flössen befahren wurden.
Vor allem abwärts wurden Salz und Erze damit natürlich viel günstiger verfrachtet als auf dem Landweg. Wenn man sich aber in die Mühsal des Traidelverkehrs vertieft, glaubt man nicht an eine Versorgung des gesamten fränkisch-schwäbischen Raumes nur über Passau-Regensburg donauaufwärts.
Auch die immer zahlreicher werdenden, großen Siedlungen auf der Schotterebene, an Isar, Lech, Iller, Donau, im Ries, auf der Alb und am Bodensee, brauchten für die Vorratshaltung jede Menge Salz und vertauschten dafür Kupferfahlerz, Hornstein, Getreide usw. Es entstanden die alten Salz-Wege durch Norikum und Rätien bis in die Schweiz und Württemberg. An diesen Wegen wurden alle Tagreise weit, später immer enger, geeignete Siedlungen in Gewannenlage zu Etappenhöfen ausgebaut. Sie boten Übernachtung, Verpflegung und unumgängliche Reparaturen für die überregionalen Salzsender, aber auch für einheimische Fuhrwerker, Samer und Kraxentrager.

Die einzelnen Salz-Wege
Den Obinggau durchqueren auf dem Hintergrund dieser Geschichte eine Reihe von überörtlichen Altwegen, die zum Teil keltischen und römischen Ursprung haben und mitunter bis ins 19. Jahrhundert in Gebrauch waren.

Über die Maulfurth aus dem Salzburger Becken kommend, zweigt auf einem kreuz und quer zerfurchten Buckel bei Saaldorf die "Untere Salzstraße" über Laufen, Burghausen, Mühldorf hinaus,
von der "Mittleren Salzstraße" ab.
Die "Untere Salzstraße" braucht uns nicht weiter zu interessieren, wohl aber:

Die Augsburgerstraß, Hochstraß oder Hohe Straß, Mitterstraß, d.h. Mittlere Salzstraße, Chaussee nach Salzburg: Sie verlief teilweise auf der gleichen Trasse wie heute die B 304. Sie kam über die Maulfurt (Saaldorf) aus dem Salzburger Becken und ging über Freilassing,
bzw. vom Reichen Hall über Piding - Ainring - Petting
nach Waging, von dort über Brünning - Nock nach Altenmarkt, wo die Alz am Auberghang oder in der Laufenau überquert wurde,
oder über Otting - Pierling - Anning zur Steinerfurt (Traun), schließlich über Offling zur Bruck (Niesgau/Höllthal), von dort entweder über Rupertsdorf - Rabenden
oder über Eglhart nach Neustadl und Obing.
Weiter ging es über Helm (Hellnhäusl, Höllthal: Hell-Weg=Salzweg, auch Hohlweg) nach Liedering - Hallerschneid - Stegen/Halfurt - Pfaffing - Evenhausen - Eiselfing
oder von Locking über Frieberting nach Straß/Griesstätt zum Innübergang mit Schiffslände und Umschlagplatz Sendling bei Attel (Frumentarierstation Ad Aenum).

Später verlagerte sich die Überfuhr/Innfurt abwärts nach Urfarn - Gern

und schließlich im Hochmittelalter zur neuen Brücke bei Wasserburg (Neuhohenau). Dementsprechend lief unser Weg nun über Albertaich (Greder = Salzniederlage),
später über Irlham - Allertsham (Estermann = Maut),
schließlich über Frabertsham - Gallertsham zur Schanze. Von dort aus über Kirchensur - Schilchau - Straß - Weikertsham - St. Achaz.

Zu diesen Routen gibt es natürlich Seitenwege und Abzweige vor allem auch zu Umgehungen von Zollstellen, so im Gemeindegebiet von der Hochbruck (Brückl) über Jepolding und Rumersham nach Irlham wohl wegen des Umgelters in Obing.

Die Güldene Salzstraße: Sie heißt so, weil sie aufgrund einer "Goldenen Bulle" im Hochmittelalter den Herzögen die dringend benötigten Zolleinkünfte garantierte.
Sie geht von Piding über Teisendorf - Lauter zur Mautstelle Hallerbruck in Traunstein
oder über die Schmugglerfurt Empfing, nach Sondermoning - Tabing - Truchtlaching, über Ischl (später über Döging) nach Straß/Seeon - Pittenhart(ing) - Aindorf - Grammelberg - Wolfsberg - Asham zur Halfurt und weiter wie oben. Sie berührt den "Obinggau" also ganz im Süden. Auch zu dieser Straße gibt es Seitenwege und Abzweige.


Das Samerstraßl, der Öttingerweg, Mörnweg:
(in der Overlay: dunkelviolett)

Die "Samerstraßl" sind dagegen weniger ausgeprägt und schwerer einzuschätzen, weil sie eben nur Fuß- und Saumpfade waren. Sie sind aber von großer Bedeutung für die Entwicklung des Chiemgaus.

Der Mörnweg ist so ein Fußweg und Saumpfad, für den es interessante Hinweise gibt. Der Nachweis ist über Wegspuren, Lesefunde und Überlieferungen zu führen. Sicher ist, dass die von Passau her heimkehrenden Innflößer aus Tirol und vom Samerberg auf diesem Weg den Innbogen abkürzten.

Pilgerweg: Darüber hinaus gibt es seit dem Mittelalter eine zunehmende Wallfahrt nach Altötting, zumal seit dem 13. Jhdt., in dem das Muttergottes-Standbild erneuert wurde und infolge des vielen Kerzenrauches zur "Schwarzen" Madonna gedunkelt war.
Der Pilgerweg ging von Tüssling/Polling das Mörntal herauf an Siboling vorbei und über Schalkham und Kleinornach zu unserem Samerstraßl,
später sicher über Stockham und Pfaffing nach Obing.
Entsprechend führte er von der Berghamer Kornpoint bzw. von Obing aus weiter nach Pittenhart, Aufham, - MauerkirchenSchrallingTinning - Geiging,
oder auf der Nordseite des Simsees/Prutting, zu den Innfurten bei Raubling.
In Mauerkirchen zweigte eine Verbindung über Prien ins Achen- und Leukental nach St. Johann zu den Kupferadern ab.

Möglicherweise ist dies aber einer der ältesten Fernwege überhaupt, nämlich eine Bernsteinstraße, auf der das Nordsee-Bernstein aus Schleswig entlang der Elbe, Inn und Etsch nach Rom gebracht wurde. Auch dieser Weg geht von Passau - bei Töging/Ehring über den Inn, den Innbogen abschneidend, nach Raubling, Kufstein. Es liegt nahe, dass es sich bei uns um die gleiche Straße handelt. Auch die Passauer Graphiterde, die zur Töpferei und Eisenverhüttung benötigt wurde, nahm wohl diesen Weg.


Weitere Altwege
:
(in der Overlay rosaviolett)
Schließlich sind noch mehr oder weniger regionale Wegspuren zu erwähnen, für die Hinweise auf die Römer- und frühe Bayuwarenzeit vorhanden sind:

Der Garser Weg geht von Obing bzw. Rabenden (Rapotingen) über Schnaitsee - Stadlern - St. Elsbeth bzw. Bierwang - Grafengars nach Au oder nach Ampfing. Die Wege treffen sich im Weitfeld bei Diepertsham (vgl. die Bezeichnung "Römerweg" und die 3 Bildsäulen, die dort früher standen), wobei er von Obing über Pirach kommt, der von Rabenden über Stockham/Größenberg. Über Sachsenham und Zeismering führten weitere alte Wege nach Schnaitsee.

Ein Amtsweg geht schließlich von Frabertsham über Eckerting - Kling - Hohenburg - Haag nach Dorfen (Turum).

Eine weitere Altstraße, die angeblich aus Römerzeiten stammt, von Straß bei Wasserburg über Kling - Schnaitsee - Altenham nach Bruck bei Wiesmühl und weiter nach Burghausen. Sie berührt den "Obinggau" also im Norden.

Aus mittelalterlichen Umgelder-Aufzeichnungen ist ein sogenannter Sautreiberweg nach Tirol und ins Etschland bekannt, dessen Verlauf durch Viehzölle in Eggstätt und über den Angerberg im Unterinntal, sowie eine Erwähnung bei Aschau, ungefähr skizziert werden kann.

Die "Straßenverkehrsordnung": Die Wege selbst wurden im Laufe der Jahrhunderte und durch den stark wachsenden Verkehr immer schlechter, obwohl offenbar schon in sehr früher Zeit der Unterhalt durch Sinthöfe (Gsinn), Furtner, Bruckner, Weger geregelt war. An den Steigungen waren Ausweichspuren angelegt, manchmal gleich mehrere. Die "Fernfahrer" hatten ihre Vorspann-Bauernrösser zur Hand, abwärts die Radschuhe, gefährlich war's allemal. Die Goaßl war nicht zum Vergnügen da, sondern zum Antreiben, wenn es aufwärts grimmig wurde, und sonst zur Warnung Entgegenkommender. "Aus der Bahn, wer nicht doppelt scheißen kann!" - das war nicht bloß ein Kraftspruch, es hieß, dass ein Einspänner ausweichen musste. Insbesondere die Anzwägen (Zweiradler) mit ihren mannshohen, stark gestürzten Rädern, verdarben die Wege bis auf den Grund, weshalb sie später verboten wurden. Doch die Fuhrleute kümmerten sich nicht viel darum.
Das Salz gab immer auch Anlass zum Wege-Streit:
Die "ordentlichen Salzbauern" waren bis ins 14. Jahrhundert nach Rosenheim über Traunstein und Seebruck gefahren,
nach Wasserburg über Truchtlaching und Obing, nur die Anlieger selbst und die von der Maulfurt über Petting und Waging herkommenden Salzwagen (Mittlere Salzstraße) nutzten die Brücke in Altenmarkt, da sie an und für sich teurer war.
Doch das reichte den Traunsteinern noch nicht. Und 1337 erreichten sie von Herzog Heinrich II. tatsächlich das Privileg, dass das Salz nicht mehr auf der Mitterstraß nach München und Schwaben gehen durfte, sondern nur über die Güldene (Salzstraße). Es wurden sogar ein paar Salzwagen auf der Strecke nach Altenmarkt - Wasserburg beschlagnahmt. Natürlich wurde dennoch über Altenmarkt Salz transportiert und so ging auch der Streit mit den Traunsteinern um die Straßenbenützung weiter. Denn 1507 protestierten die Wasserburger bei Herzog Albrecht IV., dass ihre Voreltern immer eine freie Straße gebraucht haben, oder in Traunstein mautfrei durchfahren durften. Und Albrecht der Weise gab den Innstädtern recht. Von da an war die Strecke wieder frei befahrbar.
Unter hoheitlichem Druck wurde im späteren Mittelalter auch die Rottordnung eingeführt: Nicht mehr fremde Kauf- und Fuhrleute brachten das Salz nach Schwaben und in die Schweiz, sondern zwischen den niederlagepflichtigen Städten fuhren von einheimischen Rottbauern gestellte Salzwägen von einem Salzstadel zum nächsten. Berghamer und Landertshamer Bauern brachten z.B. Wägen von Truchtlaching nach Roitham. Das Ausmaß der Transporte ist an ein paar Zahlen zu ermessen: 1587 gingen von Reichenhall nach Wasserburg rund 10000 Fuhrwerke mit ca. 100000 Scheiben Salz (es gab auch andere Sorten), pro Werktag um die 40 Fahrzeuge. 1651 waren es noch 85448 Salzscheiben. Über die Wasserburger Innbrücke gingen 1630 12603 Fuhrwerke mit nahezu 120000 Scheiben Salz. Die Scheiben verfrachteten nur die Wagensamer, sie hatten eine extra Genehmigung und bekamen eine sogenannte Polite mit, worin Gewicht, Zahl der Pferde, Transportmittel angegeben und der Zielort, der genaue Hin- und Rückweg und die Rückfracht vorgeschrieben waren. Während die treibenden Samer bei 3 Pferden höchstens 7 Zentner und das Futter aufluden, waren es bei Wagensaum mit 3 Pferden ca. 20 Zentner. Die zulässige Höchstlast wurde 1756 zur Straßenschonung auf 50 Zentner "Khurbayerischen Gewichts" á 56 kg festgelegt. Bei Überladung drohte eine Strafe von 3 Gulden per Zentner.
Wie wir aus den Maut-, Zoll- und Umgelder-Ordnungen (zum Beispiel aus den Altenmarkter Mautordnungen von 1609/1658) wissen, waren neben dem Salz zahlreiche andere Güter unterwegs. Im Hochmittelalter scheint eine Rückfracht mit Getreide vorgeschrieben gewesen zu sein. Als nächstes nach der Menge dürfte der Wein aus der Wachau und aus Südtirol, sowie Eisen in Puschen (Bündel Stangen) zu nennen sein. 1613 wurde an der Traun in Stein eine feste Brücke gebaut und eine Beizollstelle errichtet. Der Zöllner hatte Edelstein- und Goldhändler mit Tauf- und Vornamen in Altenmarkt anzumelden, also waren auch wertvolle Sachen wie Schmuck unterwegs. Die Güter wurde entweder verzollt, ober - wie könnte es anders sein - auch hintenrum "geschwärzt".
Natürlich wurde auch damals von den Fuhrleuten versucht, Zeit und Geld einzusparen, mit wechselndem Erfolg: 1770 beschwerte sich der Zöllner an der Alz, dass die Samer die "Hohe Straße", gleich nach Traunstein verlassen und über Tabing zur Truchtlinger Brücke gingen. Zu Obing kamen sie wieder auf die Hohe Straße, nachdem sie 2 Stunden Weges abgekürzt hatten. Den Brückenzoll für Altenmarkt mussten sie aufgrund der Klage dann aber doch nachzahlen. Übernachtet haben die Samer bei Bauern oder in den "Truckenen Herbergen", wie beim Döndl in Roitham, geschlafen wurde auf Heu und Strohsäcken in eiskalten Kammern. Die Hauptsaison der Samer war ja im Spätherbst und Winter, bis daheim die Arbeit begann. Zugelassen waren nur Verheiratete. Vielerorts waren scheinbar die Wirte für den Straßenunterhalt zuständig, denen nicht selten nachgesagt wurde, sie würden sie absichtlich verkommen lassen, um die Fuhrleute zum Ausweichen und Einkehren zu zwingen, bis ihre beschädigten Wägen von den Schmieden und Wagnern repariert wurden. Die treibenden Samer konnten zwar den "Saustraßen" leichter ausweichen, auch den Mautstellen, doch die Überreiter waren halt auch immer und überall zugegen und kontrollierten die Frachtpapiere.

Die Post: ...

Die Bahn ...

Die Autostraße ....

Mögen sich also auch in Zukunft auf den Wegen in unsere Heimat frohe Leute bewegen, die Arbeit gut, das Leben friedlich und der Obinggau liebenswert altbairisch bleiben. Möge uns das lebensfrohe bairische Wesen, die feine alte Mundart, Gesang, Tanz und Spiel nicht abhanden kommen, sondern nach gutem altem Brauch gepflegt werden. Man sollte halt vom Alten, was noch gut ist, erhalten, und beim Neuen gehört gschaugt, ob´s auch was taugt.

Walter Mayer
von der Internetseite http://www.helmut-zenz.de/wegenetz.htm

Sonstige Altwege - aus anderen Hinweisen:

von der Internetseite http://www.bedaium.de/home.html#beschreibung:
"Der römische Ort Bedaium entstand 50 n. Chr. an der Stelle des heutigen Seebruck. Er entwickelte sich rasch zum Verkehrsknotenpunkt zwischen Inn und Salzach. Hier überquerte die Römerstraße Augsburg - Salzburg auf einer Brücke die Alz. Von Süden her kam eine Straße vom Pass Thurn und führte über Töging nach Regensburg und Passau."
 

von Franz Gaßner in Tachertinger Gemeindebote Nr. 12/2006 vom 16. Dez 2006:
"Meierstetten    ... Möglich wäre auch, dass ein uralter Meilenstein (römisch?) zur Namensgebung beitrug, denn Meierstetten liegt an der Altstraße Wasserburg - Schnaitsee -Altenham -Tacherting. Vielleicht kreuzte dort eine Altstraße, welche aus dem Raum Neuötting in den Chiemgau führte (Samerweg, Ötting - Samerberg?)"
 

Margarethe Jansen, Bäuerliche Heiligtümer. Kulturhistorischer Wanderführer im Pfarrverband Kraiburg:
"Der älteste Teil der Kirche St. Andreas in Grünthal ist ein gewaltiger Vierkantturm, ursprünglich wahrscheinlich ein Wachturm an der vorbeiführenden Römer- und später Salzsäumerstraße." (Seite 68)  "Das Koloman-Bild in der Grünthaler Kirche ist das Altarbild der ehemaligen Koloman-Kirche in Unterbierwang, die bei Säkularisation 1803 abgerissen wurde"  (Seite 70)
"Am Stadel der Fam. E., der Hausname ist Gotthart, in Unterbierwang erinnert ein Kreuz an die St. Koloman-Kirche. Es ist das letzte Überbleibsel dieser Kirche, die bei der Säkularisation abgerissen werden musste." (Seite 78) 
Am Ortsausgang von Oberbierwang findet man ein Kreuz an einem Stadel: "Es stammt noch aus der Kirche St. Johannes, die hier gestanden hatte und in der Säkularisation abgerissen werden musste." (Seite 78)
In Kraiburg steht in Kolbing die Kirche St. Ägidius, und in "Taufkirchen vorm Wald" (historischer Ausdruck! Seite 56, weil zwischen Peterskirchen und Taufkirchen einst der große Haidforst war, der den Chiemgau von den Isengau trennte) die Kirche St. Jakobus der Ältere und in Pettenham (die ehem. Wallfahrtsfahrts-) Kirche St. Valentin. Mit St. Koloman sind das auf engen Raum 4 Patrozinien von Pilgerheiligen!

Altweg von St. Christoph nach Tuntenhausen:
gefunden durch die Pilgerherbergskirche St. Georg in Thal, erwähnt bei Bernhard Graf, Oberdeutsche Jakobsliteratur. Eine Studie über den Jakobskult in Bayern, Österreich und Südtirol, 1991

Aus der Geschichte Oberpframmerns http://www.oberpframmern.de/geschichte.htm
"Es verlief eine römische Konsularstraße von Regensburg über Sempt, Pframmern nach dem römischen Dorf "insinisca" (Kleinhelfendorf), wo sie auf die "Via Teberia", die Heeresstraße Salzburg-Augsburg, stieß."

Aus der Geschichte Forstinnnings http://www.fostinning.de/Radlweg.htm
"Die Römerstraße von Regensburg nach Helfendorf durchquerte zwischen Niederried und Sempt die Gemeindeflur und traf in der Nähe von Niederried auf die Römerstraße Augsburg- Wels"

eigene Erfahrung:
Als ich die Kirche St. Ulrich in Stadlern in der Gemeinde Babensham besichtigte, wurde mir von der Mesnerin erzählt, dass neben dem Kirchenhügel die Altstraße vorbei ging. Und das Nachbarhaus auf der gleichen Straßenseite nennt sich heute noch Tafernwirtschaft Matthias Maier.

So bestehen die Altstraßen aus


den gesicherten römischen Militärstraßen


und den gesicherten Salzwegen


und den wahrscheinlichen Verläufen der sonstigen Altstraßen.